Culture Talk
Rolando Villazón

  Der mexikanisch-französische Startenor im Cercle Diplomatique Exklusivinterview über das Spielerische im Programm der Mozartwoche, seinen neuen Roman und was die Loteria Mexicana mit Mozart zu tun hat.

  Interview: Evelyn Rois & Bruno Stubenrauch
 

Als Startenor stehen Sie mit Sängerinnen und Sängern von Anna Netrebko bis Plácido Domingo auf der Bühne - mit der Intendanz der Mozartwoche haben sie quasi die Seiten gewechselt. Wie haben Sie sich, im mittlerweile zweiten Jahr, in diese Rolle eingelebt?

Das Schöne ist ja, dass ich jetzt einfach auf beiden Seiten aktiv bin. Ich liebe alles, was ich tue und ich bin sehr glücklich, dass ich allen meinen großen Leidenschaften nachgehen kann: singen, inszenieren, schreiben – und jetzt auch noch Mozart, als Intendant der Mozartwoche. Eine riesige Verantwortung und große Ehre zugleich!

Die Mozartwoche 2020 unternimmt eine musikalische Reise zu Kompositionen, die Mozart für Holz- und Blechbläser geschrieben hat ...

Wir bringen tatsächlich fast alles, was Mozart für diese Instrumente geschrieben hat, auf die Bühne. Besonders gespannt bin ich natürlich auf ungewöhnlichere Projekte: Der “Messias“ in Mozarts Bearbeitung, inszeniert vom legendären Robert Wilson und mit den Musiciens du Louvre unter Marc Minkowski, oder auch die Dramolette: Sieben großartige zeitgenössische Autoren haben sich von Mozarts Divertimenti für Bläser zu kurzen Theaterstücken inspirieren lassen.

„Licht, Liebe, Leben“ - der Inschrift in Mozarts Geburtshaus fügen Sie für die Mozartwoche 2020 das Wort Ludus (Spiel) hinzu. Wie wichtig ist Ihnen das Spielerische in der Programmgestaltung und in der Musik Mozarts?

Außerordentlich wichtig! Ich möchte beides: Ein Festival, zu dem jeder Mozart-Kenner und -Liebhaber gerne kommt, weil er bei uns die besten Künstler und größten Mozart-Interpreten erleben kann. Und eines, an dem die ganze Stadt teilhaben kann, bei dem jeder, der neugierig ist, etwas findet. Deshalb gibt es zum Beispiel eine Loteria Mozartiana, angelehnt an eine mexikanische Art des Bingo, oder eine Uraufführung im Marionettentheater: Punktititi, kreiert vom amerikanischen Künstler Doug Fitch.

Vor einigen Jahren haben Sie erstmals Mozarts Briefe gelesen und sich - wie Sie sagen - sofort in Mozart verliebt. Was bewegt Sie so sehr an Mozarts Briefen?

Es ist, als würde ich mit einem Freund sprechen. Ich liebe diesen Mann, dieses Genie tatsächlich sehr – und durch seine Briefe komme ich ihm und seiner Gedankenwelt sehr nahe.

Sie sind auch Kulturbotschafter ihrer Heimat Mexico - findet dies im Programm der Mozartwoche seinen Niederschlag?

Es gibt eben zum Beispiel das mexikanische „Bingo“, die Loteria. Bei den Dramoletten finden sich mexikanische Autoren wie Jorge Volpi oder Guadalupe Nettel. Und es gibt, jetzt schon im zweiten Jahr, die Serenata – ein mexikanisches Geburtstagsständchen für Mozart vor seinem Geburtshaus. Sie sehen also: Einen kleinen mexikanischen Einschlag gibt es auf jeden Fall!

Ihr neuer Roman soll auch von Salzburg und der Mozartwoche handeln?

Ja, mein dritter Roman wird im Frühsommer 2020 erscheinen und spielt tatsächlich in Salzburg. Mehr verrate ich aber nicht: Sie müssen den Roman dann selbst lesen!



Rolando Villazón zählt spätestens seit seiner triumphalen Darbietung bei den Salzburger Festspielen 2005 zu den absoluten Superstars der Musikwelt. Neben seinen Auftritten auf den großen Opernbühnen der Welt ist der aus Mexico stammende, vielseitige Künstler auch als Intendant und Romanautor tätig und moderiert eine eigene Fernsehsendung auf Arte. Seit 2019 ist Rolando Villazón Intendant der Mozartwoche Salzburg. Im Mai 2020 ist der Startenor außerdem in Wien und Graz in der Titelrolle von Monteverdis „L‘Orfeo“ zu erleben.



Mozartwoche Salzburg 2020
23.01.-02.02.2020
mozarteum.at

Rolando Villazón & L'Arpeggiata
Monteverdi: L‘Orfeo
02.05.2020, Wien, Konzerthaus
05.05.2020, Graz, Musikverein







copyright: rois&stubenrauch | für Cercle Diplomatique 4/2019

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