Nina Proll

Multitalent und
Teamplayerin
 

Diesen Herbst startet Nina Proll als Drehbuchautorin durch und bringt mit der Komödie „Anna fucking Molnar“ ihren ersten eigenen Film in die Kinos. Die Hauptrolle darin spielt sie selbst und brilliert in der Rolle einer krisengeplagten Theaterschauspielerin.

  Interview: Evelyn Rois & Bruno Stubenrauch
 

In bester Laune und stilsicherem Retro-Look erscheint Nina Proll zum Shooting im Goldstück Vienna am Wiener St. Ulrichs-Platz. Ganz im Gegensatz zur Figur, die sie in ihrem neuen Film „Anna fucking Molnar“ verkörpert, gibt sich die vielbeschäftigte österreichische Schauspielgröße ganz ohne Starallüren. Im anschließenden Interview sprechen wir über die Inspiration beim Drehbuch Schreiben, über die Tücken der Schauspielbranche, Männer in Feuerwehruniform und die Schwierigkeit, Attraktivität darzustellen.

Im November 2017 ist Premiere ihres neuen Films „Anna fucking Molnar“. Sie spielen nicht nur die Hauptrolle sondern haben erstmals auch das Drehbuch verfasst – ist die Aufregung da auch doppelt groß?
Ja, extrem groß. Weil man natürlich mehr von sich preisgibt als wenn man nur spielt. Nachdem ich die Geschichte ja selber geschrieben habe, kann ich mich dann schwer rausreden, wenn etwas schief läuft. Deswegen bin ich natürlich schon viel nervöser.

Was hat Sie zu Ihrem Drehbuch über eine Schauspielerin, die sich in einen Feuerwehrmann verliebt, inspiriert?
Die Story ist einfach in mir aufgetaucht, schon vor über zehn Jahren, als ich selber am Theater beschäftigt war. Damals 2004 während der Musicalaufführung von „Barbarella“ habe ich jeden Tag immer andere Feuerwehrmänner hinter der Bühne gesehen. Wir - die beiden Hauptdarstellerinnen - waren dann eingeladen, bei der Präsentation des Feuerwehrkalenders zu performen. Das war mein erster Kontakt mit der Wiener Feuerwehr und ich fand das irgendwie sehr aufregend und spannend, die ganzen Männer in Uniform. Da ist diese Idee in mir gekeimt: Was wäre eigentlich, wenn durch irgendeinen schicksalshaften Zufall eine Schauspielerin einen Feuerwehrmann näher kennenlernt und sich verliebt. Wie ist das, wenn zwei Menschen aus zwei komplett unterschiedlichen sozialen Welten zusammenkommen. Natürlich sind die Konflikte, die im Film aufgearbeitet werden, teilweise auch autobiografisch. Die Hälfte davon ist wirklich passiert, die andere Hälfte habe ich erfunden.

Der Wiener Feuerwehr ist im Film eine wichtige Rolle zugedacht - haben Sie so etwas wie eine Obsession für ...
...für Männer in Uniform? Also Obsession ist jetzt vielleicht ein wenig zu viel gesagt. Sagen wir ich hab eine kleine Schwäche dafür. Feuerwehr, das ist für mich ein bisschen die Fantasie: Ein Mann der dich aus der Not retten kann.

Sie nehmen in Ihrem Film die Schauspielbranche sehr ironisch aufs Korn. Ist dieses Metier wirklich ein so brutales Pflaster, wie es der Titelfigur, der Theaterschauspielerin Anna Molnar, die Sie ja im Film verkörpern, widerfährt?
Das die Leute so ausspuckt wie die Anna Molnar - ja, das hab ich schon am eigenen Leib erfahren, sowohl positiv als auch negativ: Sowohl, dass ich nachgerückt bin, wenn eine andere Kollegin ausgefallen ist. Aber auch umgekehrt, dass ich sofort ersetzt worden bin. Ich wollte mit der Geschichte wirklich etwas über mich und meinen Beruf erzählen.

 

„Wenn ich wirklich etwas Neues spielen
und mich weiter entwickeln will, dann muss ich es
anscheinend selber schreiben.“

 

Die Charaktere, die Sie verkörpern sind oft sehr emotionell, neigen dazu, unüberlegte Handlungen zu setzen. Wie viel Nina Proll steckt in Anna Molnar?
Ich würde sagen 50:50. Es steckt natürlich schon vieles von mir drin, aber ich wäre manchmal auch gerne ein bisschen mehr so wie diese Anna Molnar (lacht). Anna hat überhaupt keine Angst, anzuecken oder jemanden zu überfordern, sie lebt wirklich nur nach ihren eigenen Bedürfnissen. Ich selbst würde mich nicht trauen, die Dinge so direkt einzufordern und meine Umwelt dadurch derart in Mitleidenschaft zu ziehen. Ich bin dann doch eher eine Teamplayerin, die immer schaut, dass es allen gut geht. Und ich bin auch jemand, der gelernt hat, zu funktionieren. Ich war schon in der Schule immer Musterschülerin, ich hab immer gewusst, was meine Pflichten sind. Dafür, dass ich diesen Beruf ausüben darf, bin ich sehr dankbar, ich empfinde demgegenüber große Demut. Deswegen bin ich nicht so wie die Schauspielerin in meinem Film, die alles mit Füßen tritt und auf die Premiere pfeift. Dazu liebe ich meinen Beruf viel zu sehr, das würde ich mir nie erlauben.

Neben Ihnen bietet der Film ja ein hochkarätiges Staraufgebot, von Robert Palfrader bis Uwe Ochsenknecht und Mavie Hörbiger. Waren Sie am Casting beteiligt?
Eigentlich habe ich mir nur beim Casting für die männliche Hauptrolle, den Feuerwehrmann, Mitspracherecht ausbedungen. Es war dann aber relativ schnell klar, dass es Murathan Muslu wird. Die anderen Rollen hab ich der Regie und der Produzentin überlassen. Uwe Ochsenknecht für die Rolle des Vaters - das war auch mein Vorschlag. Ich habe schon drei Filme mit ihm gedreht und ihn immer sehr geschätzt. Er hat das nötige Augenzwinkern, finde ich, für diese Rolle.

Gregor Bloéb, der die Figur des fiesen Theaterintendanten Lazlo spielt, ist im echten Leben ja Ihr Mann. Im Film spielen Sie aber ein Paar, das sich gerade auf sehr unschöne Art und Weise trennt – war das nicht eine ziemliche Steilauflage?
Das war schon komisch zu spielen, muss ich sagen. Er wurde mir auch in der Rolle irgendwie unsympathisch und ich dachte mir auch: Ach, was für ein blöder Typ (lacht) – ach so, die Szene habe ich ja selbst geschrieben. Erstaunlich, man kann das dann nicht trennen. Das ist das faszinierende an der Schauspielerei: Obwohl du weißt, es ist nur ein Text, den du dir vorher ausgemacht hast, entstehen plötzlich Gefühle. Aber ich fand es schließlich spannender, dass wir zwei einmal das Paar spielen, das sich trennt und nicht jenes, das am Ende glücklich ist.

 

„Ich persönlich gefalle mir oft besser
ungeschminkt als geschminkt.“

 

Neben seiner manchmal deftigen Komik und zahlreichen Sexszenen behandelt der Film auch viele ernste Themen wie Vertrauen, Beziehungskrisen und Trennung. War Ihnen dieser Tiefgang wichtig?
Auf jeden Fall. Ich finde, das hängt ja auch alles zusammen. Wenn man einen Film über die Liebe machen will, dann gehört eben Sex dazu, aber auch die Thematik des Vertrauens, oder wie ehrlich man in Beziehungen ist.

Sie zeigen die Protagonistin auch von einer kaputten, hässlichen Seite. Braucht es Mut, diese Szenen zu spielen?
Eigentlich nicht. Weil für uns Schauspieler ist es immer das Beste, wenn du dich sozusagen im Dreck wälzen und möglichst tief fallen kannst, um dann wieder aufzustehen. Das ist ja der Grund, warum man Schauspieler wird, sich von möglichst vielen Seiten zu zeigen. Ich finde es oft schwieriger, die Erwartungshaltung an eine Figur, die besonders attraktiv sein soll, zu erfüllen. So wie es oft im Script der „Vorstadtweiber“ steht: Nicoletta betritt das Lokal, alle Männer blicken ihr hinterher, sie sieht unglaublich toll aus. Da denkst du dir schon, oh Gott, wie soll ich das bloss machen, hoffentlich sitzt die Frisur. Das ist für mich viel schwieriger darzustellen als eine Figur, die offensichtlich am Sand ist.

Der Film spielt an zahlreichen Wiener Originalschauplätzen vom Theater in der Josefstadt bis zur Alten Donau. Ist er auch eine Art Liebeserklärung an Ihre Heimatstadt?
Jetzt, wo ich in Tirol lebe und immer nur beruflich in Wien bin, ist meine Sehnsucht umso größer. Ich sehe meinen Film absolut als Liebeserklärung an Wien.

 

„ Ich wollte einen Film machen, der
mir gefällt, den ich selber gerne sehen würde.“

 

„Anna fucking Molnar“ kommt in Kürze in die Kinos, die dritte Staffel der „Vorstadtweiber“ startet im Januar 2018 – was sind Ihre nächsten Projekte?
Ich trete weiterhin mit meinen „Vorstadtliedern“ auf. Und wenn die Zuschauer nicht komplett auslassen, wird es auch eine vierte Staffel der „Vorstadtweiber“ geben. Ansonsten schreibe ich wieder an einem neuen Drehbuch. Ich darf noch nicht zu viel drüber verraten, aber es ist diesmal eine Romanadaption eines österreichischen Autors - es geht wieder um eine sehr unkonventionelle Frauenfigur - und es wird wieder eine Komödie sein.

 

About
Aufgewachsen im Waldviertel und in Wien, beginnt Nina Proll ihre Karriere nach der Ausbildung bei den Vereinigten Bühnen Wien als Musicaldarstellerin. Als Schauspielerin spielt sie sich schnell mit starken Auftritten in Kultfilmen wie „Hinterholz 8“, „Nordrand“ oder „Komm, süßer Tod“ ins kollektive Gedächtnis Österreichs. Neben ihrem aktuellen Engagement bei der TV-Produktion „Vorstadtweiber“ tritt die Schauspielerin und Sängerin auch mit ihren „Vorstadtliedern“ auf (nächstes Konzert: 6.10.2017, Stadtsaal Hollabrunn). Nina Proll ist mit dem Schauspieler Gregor Bloéb verheiratet, mit dem sie zwei Kinder hat, und lebt in Pfaffenhofen in Tirol.

Drehbuch Debüt
Die romantische Komödie um eine Theaterschauspielerin, die nach einem Totalabsturz von ihrem Mann verlassen wird, wieder bei ihrem Vater einziehen muss und in der Liebe zu einem Feuerwehrmann den Ausweg aus ihrer Krise sucht, ist Nina Prolls Debüt als Drehbuchautorin. Regie führte Sabine Derflinger.

„Anna fucking Molnar“ startet am 24.11.2017 in den heimischen Kinos.



copyright: rois&stubenrauch | für Maxima 10/2017
  > textanfang
 
 
  copyright rois&stubenrauch - www.breve.at