Zu Besuch bei
Mozart & Co.

 

Haydn, Mozart, Beethoven, Schubert, Brahms, Strauss, Schönberg - sie alle lebten und komponierten in Wien und hinterließen ihre Spuren in der Stadt. Ein Streifzug durch Wiens Musikerwohnungen und 250 Jahre Musikgeschichte.

  Text: Evelyn Rois & Bruno Stubenrauch
 

„Le Nozze di Figaro“
Notenblätter, Briefe, eine opulente Spieluhr. Der Ausblick vom Arbeitszimmer im 2. Stock auf die Domgasse hinunter hat sich in den letzten 230 Jahren kaum verändert. Hier komponierte Mozart die Oper „Le Nozze di Figaro“, Freunde wie Joseph Haydn waren zu Besuch in der noblen Wohnung gleich hinter dem Stephansdom, die das Musikgenie und seine Familie von 1784 bis 1787 bewohnte. Ein luxuriöser Spieltisch zeugt vom aufwändigem Lebensstil Mozarts und davon, dass an der Domgasse nicht nur musiziert wurde.
1010 Wien, Domgasse 5, www.mozarthausvienna.at


„Die Schöpfung“
Inmitten der idyllisch grünen Vorstadt bezog Joseph Haydn 1797 am Höhepunkt seiner Karriere, die ihn gerade zu zwei umjubelten Gastspielen nach London geführt hatte, sein großes Haus mit Garten. In seinem Altersrefugium erlebte Haydn einer der schöpferisch fruchtbarsten Phasen seines Lebens, brachte die Oratorien "Die Schöpfung" und "Die Jahreszeiten" und die letzten seiner vielen Streichquartette zu Papier – vielleicht mit dem ausgestellten Bleistift aus seinem Nachlass.
1060 Wien, Haydngasse 19, www.wienmuseum.at


„Für Elise“

Eine enge Stiege führt in den vierten Stock hinauf, die 220 Jahre alten Dielen der Wohnung knarren. Wo die Aussicht heute auf die Ringstrasse und die Universität geht, genoss Ludwig van Beethoven den weiten Blick über das offene Feld des Glacis zu den Vorstädten hinüber. Kein Wunder, dass der Komponist, der in seinen 35 Wiener Jahren fast 40 mal umgezogen ist, von 1804 bis 1814 mit Unterbrechungen insgesamt acht Jahre in der großzügigen Wohnung im Haus seines Gönners Johann Baptist Freiherr von Pasqualati lebte und arbeitete. Hier entstanden einige der bedeutendsten Werke Beethovens wie das wohlbekannte Klavierstück „Für Elise“, die 4., 5., 7. und 8. Symphonie oder seine einzige Oper „Fidelio“.
1010 Wien, Mölker Bastei 8, www.wienmuseum.at


„Die Taubenpost“
Von den beengten Verhältnissen, in denen zu Beginn des 19. Jahrhunderts der größte Teil der Wiener Bevölkerung lebte, zeugt die Wohnung an der Kettenbrückengasse, in der Franz Schubert 1828 seine letzen Wochen verbrachte. Schubert bewohnte das winzige Kabinett der Wohnung seines Bruders Ferdinand, der mit seiner Frau und den Kindern das zweite Zimmer teilte. Hier entstanden die letzten Lieder wie „Die Taubenpost“. Berührend auch der Brief an den Freund Franz von Schober, in dem Schubert, bereits schwer krank, diesen um Lektüre bittet.
1040 Wien, Kettenbrückengasse 6, www.wienmuseum.at


„Der Donauwalzer“

Der weltberühmte Donauwalzer, der als inoffizielle österreichische Nationalhymne im Radio jeweils das neue Jahr einleitet, erblickte an der Praterstraße, Hausnummer 54 das Licht der Musikwelt. Johann Strauss hatte bereits halb Europa mit dem Walzerfieber infiziert, als er 1863 in die repräsentative Wohnung in der Beletage an der kurz zuvor zur mondänen Boulevard ausgebauten Praterstraße zog. Zeitungsartikel, zahlreiche Gegenstände aus Strauss' persönlichem Besitz, seine Geige und vieles mehr zeichnen ein plastisches Bild der Zeit, in der ganz Wien dem Walzerkönig zu Füßen lag.
1020 Wien, Praterstraße 54, www.wienmuseum.at


Zwölftonmusik

Die ganze Gegend riecht nach Flieder, die Vögel zwitschern um die Wette – möglicherweise der Grund für Arnold Schönberg, 1918 mit seiner Familie von Wien nach Mödling zu ziehen. Den noblen Vorort lernte Schönberg als Leiter des Mödlinger Gesangsvereins „Freiheit“ kennen. In der großzügigen Wohnung mit Garten entwickelte der Komponist anfangs der 1920er Jahre nach einer Phase freier Tonalität seine revolutionäre Zwölftontechnik, die die Musikgeschichte nachhaltig und bis heute prägt. 1925 wurde Schönberg dann als Professor nach Berlin berufen und emigrierte später – auf der Flucht vor den Nationalsozialisten - in die USA.
2340 Mödling, Bernhardgasse 6, www.schoenberg.at






copyright: rois&stubenrauch | für skylines 4/2013

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