Kunstrekorde

 

Contemporary Art sorgt für Besucherrekorde und Rekordpreise. Mit spannenden Kunstmessen und erstklassig besetzten Auktionen hat sich Wien in den letzten Jahren zu einem pulsierenden Standort für Gegenwartskunst entwickelt.

  Text: Evelyn Rois & Bruno Stubenrauch
 

Ein bunter Glaskopf von Kiki Kogelnik präsentiert sich auf einem Tisch, daneben lugt eine Arbeit von Arnulf Rainer aus ihrer Transportkiste, aufgereiht an der Wand steht ein Roy Lichtenstein. Die großzügigen, barocken Räume sind angefüllt mit einem bunten Konvolut von Kunstwerken bekannter internationaler Namen, Arbeiten Österreichischer Größen und Werken aufstrebender Künstlerinnen und Künstler. Im Palais Kinsky, dem imposanten Stadtpalais an der Wiener Freyung und Sitz des Auktionshauses „im Kinsky“, füllen sich schon die Schauräume für die große Auktionswoche Ende November.

Gegenwartskunst boomt
„Es gibt ganz generell einen Boom. Die Österreichische Gegenwartskunst hat eine enorme Wertsteigerung erfahren. Viele arrivierte Künstlerinnen und Künstler wie Maria Lassnig, Hans Bischoffshausen oder Markus Prachensky erzielen inzwischen Höchstpreise auf unseren Auktionen“, meint Astrid Pfeiffer, Expertin für Gegenwartskunst des 1992 gründeten Auktionshaus im Kinsky. Aber nicht nur die großen Namen der Gegenwartskunst boomen, auch junge Kunst stößt auf ein immer stärkeres Interesse, führt Pfeiffer aus: „Ein Gemälde von Judith Sturm beispielsweise ist kürzlich auf einer unserer Auktionen auf einen Rekordpreis gestiegen – das war ein wirklich schönes Erlebnis, dass mittlerweile auch auf Auktionen die Nachfrage für eine so junge Künstlerin vorhanden ist.“

Junge Kunst im Fokus
Zahlreiche Gelegenheiten, Werke kommender Stars der Kunstwelt anzutreffen und mit gutem Gespür und ein wenig Glück zu einem guten Preis zu erwerben, bieten die Messen für Gegenwartskunst, die im Herbst in Wien anstehen. Die Viennacontemporary versammelt im September wieder über hundert Galerien aus 27 Ländern in der Marx Halle im dritten Bezirk. Auf 20.000 m² zeigt hier Österreichs größte Kunstmesse einen aktuellen Blick auf die heimische und internationale Kunstproduktion, von junger Österreichischer Kunst mit Überraschungsfaktor - etwa Anna-Maria Bogner oder Constatin Luser – bis zur skandinavischen Kunstszene im Programmpunkt „Nordic Highlights“. Entdeckungen und Einstiege ins Sammlerglück gibt es auch beim Galerienfestival „Curated by“ oder auf der jungen, dieses Jahr erstmals kuratierten Kunstmesse „Parallel Vienna“: 400 Künstlerinnen und Künstler präsentieren in der Alten Post an der Dominikanerbastei einen Querschnitt durch die pulsierende Wiener Kunstszene.

Erhöhte Kunstdichte im Herbst
Ende November folgt dann das große Festival für bildende Kunst, die Vienna Art Week, an der sich von der Albertina und dem Belvedere über die Wiener Galerien bis zur Akademie der bildenden Künste fast alle Wiener Kunstinstitutionen beteiligen. Initiiert unter Federführung des Dorotheums, des zweiten bedeutenden Auktionshauses in Wien, um die Donaumetropole stärker in den Fokus der internationalen Kunstwelt zu rücken, vereint der erfolgreiche Kunstevent in seiner bereits 12. Auflage wieder eine ganze Reihe hochkarätiger Events. Angefangen vom „Open Studio Day“, an dem rund 70 Künstlerinnen und Künstler in Wien ihr Atelier für interessierte Besucher öffnen, bis zum Podiumsgespräch mit Persönlichkeiten aus der Wiener Museumslandschaft über Strategien zur weiteren Stärkung des Kunststandortes Wien im Dorotheum.

Rekorde auch im Dorotheum
Das große Wiener Auktionshaus mit seiner über 300 jährigen Geschichte kann im Bereich der zeitgenössischen Kunst ebenfalls auf zahlreiche Auktionsrekorde verweisen. Patricia Pálffy, Expertin für zeitgenössische Kunst beim Dorotheum, sieht generell ein gewachsenes Interesse an Kunst: „Man lebt viel stärker mit Kunst als noch vor einigen Jahren, Kunst gehört heute zum Lifestyle. Und es gibt inzwischen auch eine jüngere Generation, die sich für Gegenwartskunst interessiert.“ Zudem hat sich dem Dorotheum durch seine Repräsentanzen etwa in Rom oder Düsseldorf eine viel breitere Käufer- und Verkäuferschicht erschlossen. „Es ist ein globaler Markt geworden, wir haben heute zum Beispiel viele Kunden aus Amerika, das hätte vor zwanzig Jahren nicht funktioniert“, ergänzt Pálffy.

Kunst, die bewegt
Mit hochkarätigen Auktionslosen von Christo im Dorotheum bis Erwin Wurm im Kinsky ist jedenfalls auch bei den Herbstauktionen wieder mit Höchstpreisen zu rechen. Von ausschließlich monetären Überlegungen rät Astrid Pfeiffer von Auktionshaus im Kinsky aber selbst in Zeiten der Nullzinspolitik ab: „Kunst als Wertanlage spielt schon auch eine große Rolle. Persönlich allerdings finde ich, Kunst soll nicht allein als Anlage erworben werden. Ein Kunstwerk soll Emotionen wecken, mich berühren und bewegen.“ Dramatik und Nervenkitzel im Saal versprechen die Auktionswochen zum Abschluss des dichten Wiener Kunstherbstes auf jeden Fall, meint Pfeiffer begeistert: „Der Markt ist etwas Lebendiges, Unberechenbares und zugleich höchst Spannendes, das Kribbeln erzeugt!“ Also hingehen, Neues entdecken und sich berühren lassen von der Kunst – Gelegenheiten dazu bietet der Wiener Kunstherbst jedenfalls zu Genüge!


Wiener Kunstherbst

Viennacontemporary, 22.-25.9.2016, Marx Halle, 1030 Wien, viennacontemporary.at

Parallel Vienna, 21.-25.9.2016, Alte Post, Dominikanerbastei, 1010 Wien, parallelvienna.com

curated by_vienna, 8.9.-15.10.2016, curatedby.at

Vienna Art Week, 14.-20.11.2016, viennaartweek.at

Auktionshaus im Kinsky, Freyung 4, 1010 Wien, Herbstauktionen Jugendstil & Design, Klassische Moderne, Zeitgenössische Kunst: 29.11.-1.12.2016, imkinsky.com

Dorotheum, Dorotheergasse 17, 1010 Wien, Auktionswoche Moderne und Zeitgenössische Kunst: 21.-25.11.2016, dorotheum.com





copyright: rois&stubenrauch | für Cercle Diplomatique 3/2016

  > textanfang
 
   
  copyright rois&stubenrauch - www.breve.at