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Verborgene Meisterwerke
 

Gemäldegalerie der Akademie
der bildenden Künste Wien

  Text und Interview: Evelyn Rois & Bruno Stubenrauch
 

Die Gemäldegalerie der Akademie der bildenden Künste Wien ist eine der drei großen Sammlungen Alter Meister in Wien. Trotz herausragender Werke wie dem Weltgerichtstriptychon von Hieronymus Bosch und Arbeiten von Lucas Cranach oder Peter Paul Rubens zählt die Gemäldegalerie zu den „sleeping beauties“. Die beeindruckenden Bestände basieren im Wesentlichen auf einer Schenkung von Graf Lamberg-Sprinzenstein. Der erfolgreiche habsburgische Diplomat in Turin und Neapel vermachte der Akademie 1822 seine rund 800 Werke umfassende Sammlung. Seit 2010 präsentiert sich die Gemäldegalerie am aktuellen Stand der Museumstechnik und soll unter der neuen, im Frühjahr 2016 angetretenen Direktorin Julia M. Nauhaus endgültig aus ihrem Dornröschenschlaf wachgeküsst werden.

director's talk

Julia M. Nauhaus
Direktorin Gemäldegalerie, Kupferstichkabinett und Glyptothek der Akademie der bildenden Künste Wien

Julia M. Nauhaus studierte Deutsche Literatur- und Kunstgeschichte in Würzburg und Freiburg und war ab 2012 Direktorin des Lindenau-Museums Altenburg. Seit April 2016 ist Julia M. Nauhaus Direktorin der Gemäldegalerie, des Kupferstichkabinetts und der Glyptothek der Akademie der bildenden Künste.

Im Herbst feiert die Gemäldegalerie im Hieronymus Bosch Jahr 2016 mit der Ausstellung „Natur auf Abwegen?“ noch einmal ihr bedeutendstes Werk. Was wird - neben dem Weltgerichtstriptychon natürlich - zu sehen sein?

Der weite Bogen der ausgestellten Werke spannt sich von den „Wundervölkern“ aus der Schedelschen Weltchronik von 1493 bis hin zur 1986 geborenen Künstlerin Irene
Hopfgartner und ihrer Arbeit „Mitflieger“ aus dem Jahr 2014.

Welche Strategien verfolgen Sie, die Gemäldegalerie, die trotz ihrer fantastischen Bestände noch immer als Geheimtipp gilt, stärker ins Rampenlicht zu rücken?

Selbstverständlich muss man sich Gedanken darüber machen, wie die Leute einfacher hierher finden. Unser großes Alleinstellungsmerkmal ist natürlich der Hieronymus Bosch Altar. Letztlich ist es aber ebenso ein Alleinstellungsmerkmal, dass diese drei Kunstsammlungen - Gemäldegalerie, Kupferstichkabinett und Glyptothek - seit dem 18. Jahrhundert in eine Kunstuniversität integriert sind. Ich glaube das ist etwas, was man viel stärker herausarbeiten muss. Das sind Ideen, die sich erst entwickeln müssen - man muss sich Zeit nehmen, damit sie dann am Ende auch aufgehen. Ganz konkret wird es beispielsweise noch drei Galeriekonzerte geben dieses Jahr, im November eines in Zusammenarbeit mit dem Musikfestival Wien Modern.

Welche Werke der Gemäldegalerie liegen ihnen besonders am Herzen?

Ich bin dabei, die Sammlungen kennenzulernen, so gibt es noch kein Lieblingsbild, auch wenn mir aufgrund meiner Tätigkeit in Altenburg die italienische Malerei mit Botticelli oder Guardi nahe ist. Spannend und neu ist es für mich, die Schätze der niederländischen Malerei näher kennenzulernen. Ich bin aber auch begeistert von den beiden Gemälden Max Weilers, die leider derzeit im Depot hängen. Und von Hieronymus Boschs Weltgerichtstriptychon natürlich sowieso!

Können Sie uns schon etwas über die Ausstellungsschwerpunkte nach dem Hieronymus Bosch Jubiläumsjahr verraten?

Zu Jahresbeginn wird es eine Fortsetzung der Ausstellung „Altbekanntes und Unerkanntes“ geben, in der wir herausragende Zeichnungen des 19. und 20. Jahrhunderts aus dem Bestand des Kupferstichkabinetts präsentieren. Zudem ist ein Projekt zum Thema Stillleben geplant.
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Gemäldegalerie der Akademie der bildenden Künste Wien
Schillerplatz 3, 1. Stock
1010 Wien
www.akademiegalerie.at




copyright: rois&stubenrauch | für Cercle Diplomatique 3/2016

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