Culture Talk
Slávka Zámečníková

  Interview: Rois & Stubenrauch
 

Der neue Star der Wiener Staatsoper, Sopranistin Slávka Zámečníková, im Cercle Diplomatique-Exklusivinterview über ihren rasanten Aufstieg, Salz und Pfeffer in der Rollengestaltung und den produktiven Stress hoher Erwartungen.


Sie sind in Ihrer zweiten Saison an der Wiener Staatsoper, singen die großen Rollen wie Poppea oder Norina - wie haben Sie selbst Ihren rasanten Aufstieg erlebt?

Es war wirklich ein Sprung ins kalte Wasser, aber ich liebe die Herausforderung. Es ist eine große Ehre, Ensemblemitglied der Wiener Staatsoper zu sein, aber es bedeutet natürlich auch eine große Verantwortung. Ich erinnere mich, als ich letztes Jahr mein Debüt zur Norina vorbereitet habe, da wollte ich einfach ich selbst sein - ich wollte die Seelen und die Herzen des Publikums berühren. Als ich dann diese tolle Reaktion vom Publikum und der Kritik bekommen habe, war das eine riesige Belohnung für die Arbeit und für das ganze Adrenalin.

Sie werden als neue Anna Netrebko gefeiert - wie gehen Sie mit diesen hohen Erwartungen an Sie um?

Also das war ganz lustig, als ich das am Tag nach der Poppea-Premiere gelesen habe. Das bringt natürlich hohe Erwartungen, aber auch Motivation – ich würde das „guten Stress“ nennen, den man auch braucht, um bessere Leistung zu bringen. Ich bin sehr anspruchsvoll und habe an mich selbst immer sehr hohe Erwartungen. Und wenn man von außen auch hohe Erwartungen an mich heranträgt, dann bringt das nur das Positive hervor.

Im Dezember sind Sie wieder als Norina in „Don Pasquale“ zu erleben - die Rolle, mit der sie vergangene Saison Ihren fulminanten Einstand im Haus am Ring gaben.

Das ist wirklich eine Rolle, die sehr nah an meiner Persönlichkeit, an meiner Energie ist. Da gibt man ein bisschen mehr Salz, ein bisschen mehr Pfeffer: Und das bin dann ich - ich kann einfach loslassen und mich selbst spielen. Außerdem ist es eine ganz tolle Belcanto-Partie, und es ist natürlich auch eine Komödie. Es fällt mir viel leichter, eine lustige Partie zu spielen, weil ich selbst in meinem Leben sehr viel Humor haben möchte. Und weil die Rolle auch ein bisschen reifer geworden ist nach einem Jahr, kann ich es kaum erwarten, was ich da wieder entdecke.

In der hochgelobten Inszenierung von Monteverdis „L’incoronazione di Poppea“ haben Sie die Titelrolle gesungen. Insbesondere Ihr Duett „Pur ti Miro“ mit Kate Lindsey hat großen Beifall und internationale Resonanz erfahren.

Es war wirklich etwas ganz Besonderes für mich, mit Kate Lindsey zusammenzuarbeiten! In diesem Liebesduett wollte ich zeigen, dass auch in einer Persönlichkeit wie der Poppea, die sozusagen über Leichen zur Macht kommt, etwas Zärtliches sein kann. Das Duett zeigt auch auf - das kann man musikalisch hören und spüren - wie ungesund es sein kann, wenn sich jemand so eng um den Hals des anderen schlingt. Es ist ein gutes Beispiel, wie die Liebe ganz toll aussehen, aber ganz schlecht enden kann.

Welche Partien möchten Sie gerne in der Zukunft singen?

Was ich am liebsten singe ist Mozart, genauso Belcanto und französische Musik - eigentlich all das, was ich auch in der näheren Zukunft singen werde! Und wenn meine Stimme ein bisschen reifer wird, freue ich mich sehr auf die Mimi von Puccini oder Dvořáks Rusalka. Also mal schauen, wie sich die Stimme noch entwickelt.

 

Slávka Zámečníková

gilt als neuer Star am Wiener Opernhimmel. Nach ihren Erfolgen an der Berliner Staatsoper und bei den Internationalen Maifestspielen Wiesbaden gab die junge slowakische Sopranistin 2020 als Norina in „Don Pasquale“ ihr umjubeltes Debüt an der Wiener Staatsoper. In dieser Saison war Slávka Zámečníková bereits als Nannetta in Verdis „Falstaff“ und in der Titelpartie von „L´incoronazione di Poppea“ zu erleben, es folgen u.a. noch Auftritte als Musetta in „La Bohème“ und als Euridice in der mit Spannung erwarteten Neuinszenierung von „L‘Orfeo“.

 

 

Don Pasquale
Oper von Gaetano Donizetti
Slávka Zámečníková - Norina
Wiener Staatsoper
07., 10. u. 13.12.2021





copyright: rois&stubenrauch | für Cercle Diplomatique 4/2021

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