Viel Raum
für Kunst
 

Ein Museumsneubau für die Landesgalerie und das neue Haus der Geschichte – Niederösterreichs Museumslandschaft wächst und erlebt gerade einen spannenden Relaunch.

  Text: Evelyn Rois & Bruno Stubenrauch
 

Niederösterreich hat viel vor was Kunst und Kultur anbelangt! Ein ambitionierter Museumsneubau für die Niederösterreichische Landesgalerie wird bald die Kunstmeile Krems bereichern und auch in St. Pölten öffnet mit dem Haus der Geschichte im September ein neues Museum seine Pforten. Nicht nur die Politik des Bundeslandes befindet sich also in einem großen Umbruch - auch die Kunst, stets eine gewichtige Agenda in Niederösterreich, erlebt gerade einige tiefgreifende Neuerungen.

Markanter Kunstkubus
Noch klafft neben dem Karikaturmuseum auf der Kremser Kunstmeile eine riesige Baugrube, aus der die neue Landesgalerie Niederösterreich inzwischen schon langsam in die Höhe zu wachsen beginnt. Vom zukünftigen Bau ist im derzeitigen Bauabschnitt natürlich noch wenig zu erahnen, auf den Renderings aber fügt sich der markante Baukörper des renommierten Vorarlberger Architekturbüros marte.marte bereits kongenial in die Kunstmeile Krems ein: Große Arkadenbögen öffnen den monolithischen Museumsbau zum Vorplatz hin, eine großzügige Dachterrasse mit Skulpturengarten und einem fantastischen Ausblick über die Donau krönt das Gebäude. Das Richtfest ist noch für diesen Sommer geplant, im Sommer 2018 wird dann die glanzvolle Eröffnung gefeiert. Zu sehen sein werden, neben Wechselausstellungen, Teile der rund 60.000 Werke umfassenden Landessammlungen Niederösterreich, ergänzt durch die Sammlungen Zambo und Ploil - mit Meisterwerken wie Egon Schieles „Selbstbildnis mit Pfauenweste“.

Während derzeit auf der Baustelle mit Hochbetrieb gearbeitet wird, startet auf der gegenüberliegenden Strassenseite die Kunsthalle Krems nach einem Jahr Auszeit mit der Ausstellung „Abstract Painting Now!“ in ihre dritte Dekade. In den ersten 20 Jahren ihres Bestehens hat sich das bisherige Flaggschiff der Kunstmeile Krems mit hochkarätigen Ausstellungen von Yoko Ono bis Pipilotti Rist international einen hervorragenden Ruf erarbeitet. Der Ausstellungsraum Forum Frohner und das Karikaturmuseum komplettieren die Kunstmeile, die zusammen mit der neuen Landesgalerie Niederösterreich bald mehr als 7.000 m² Ausstellungsfläche bespielen wird.

Hotspots Krems und St.Pölten
Mit dem Umzug der Kunstsammlung von St.Pölten in die neue Landesgalerie nach Krems ist auch der Museumsstandort im Regierungsviertel St. Pölten mit dem charakteristischen Museumsgebäude von Hans Hollein einer Neuorientierung unterzogen worden: Den Platz der Kunst nimmt jetzt das neu geschaffenen Haus der Geschichte ein. Entlang der wechselvollen Historie Niederösterreichs, als Land im Zentrum Europas, werden aktuelle Themen wie Migration oder Nationenbildung abgehandelt. Mit der groß angelegten Ausstellung „Die umkämpfte Republik. Österreich 1918-1938“ feiert das neue Museum am 9. September 2017 seine Eröffnung.

Kunst auf der grünen Wiese
Die Kulturagenda wird in Niederösterreich schon lange äußerst innovativ gehandhabt. So sprengt etwa „Kunst im Öffentlichen Raum Niederösterreich“ seit 21 Jahren den geschützten musealen Rahmen und realisiert, quer über das ganze Land verstreut, künstlerische Interventionen, Skulpturen und Installationen im Stadtraum, in Dorfzentren und auf der grünen Wiese. Etwa der gerade eröffnete „Horizontalturm“ von Ingo Vetter und Magdalena Frey, eine 24 Meter lange, begehbare Röhre in einem Rapsfeld bei Lanzendorf. Ebenso spannend ist „Counterpoints. Kunst im Park 2017“ mit temporären künstlerischen Eingriffen im Schlosspark Grafenegg diesen Sommer, wo u.a. Simon Faithfulls “Earth-Spin no.1: Grafenegg”, eine überdimensionale, aus der Wiese gestochene Zahl, welche für die Erdgeschwindigkeit am Breitengrad Grafeneggs steht, zu bestaunen ist.

Im kürzlich präsentierten Strategiepapier der Niederösterreichischen Landesregierung zur Kunst steht zu lesen: „Entscheidend für Innovation und Fortschritt sind die Freiräume, in denen Kunst und Kultur (…) zur Entfaltung gelangen. Daher ist es unsere politische Verpflichtung, als Land Niederösterreich den Nährboden aufzubereiten, auf dem Kunst und Kultur aufblühen und gedeihen können.“ Große Worte, denen das Land Niederösterreich tatsächlich auch große Taten folgen lässt.



copyright: rois&stubenrauch | für Cercle Diplomatique 2/2017

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