"„Ich möchte
leidenschaftlich
involvieren!“

  Lilli Hollein, neue Generaldirektorin
des MAK möchte das Haus für ein breites Publikum öffnen und mehr Popkultur ins Museum bringen.

  Interview: Rois & Stubenrauch
 

Welches wird die erste von Ihnen als neue Generaldirektorin programmierte Ausstellung? Haben Sie auch Pläne für große Blockbuster-Schauen im MAK?

Ich möchte in meiner Position von Anfang an Akzente setzen, räumlich, inhaltlich, visuell. Das kommende Jahr ist mit langfristig geplanten und vorbereiten Projekten programmiert. Ende 2022 ist dann meine erste große Ausstellung geplant, es wird ein eher politisches Thema sein. Ich freue mich, wenn es uns gelingt mit Themen aus dem Sammlungsbereich des Museums im engeren und weiteren Sinne ein breites, vielfältiges und natürlich gerne zahlreiches Publikum anzuziehen. Ich glaube aber nicht, dass man das als Blockbuster bezeichnen kann.

Sie haben gesagt, dass Sie Popkultur stärker ins MAK einbringen möchten - wie werden Sie diesen Ansatz konkret umsetzen?

Es gibt viele popkulturelle Phänomene, die einen starken gestalterischen Aspekt haben, die auf unser aller Wahrnehmung von Design und auf eine gegenwärtige Definition von Ästhetik einen Effekt haben. Solche Strömungen sind in meinen Augen wert, mit den Mitteln eines Museums aufbereitet und für ein Publikum dargestellt zu werden.

„Wien 1900“ war bis anhin ein wichtiges Themenfeld im MAK, das in den letzten Jahren mit zahlreichen Ausstellungen beleuchtet wurde - wird dies auch zukünftig ein Fokus des Museums bleiben?

Wien 1900 ist ein Sammlungsschwerpunkt, hier hat das MAK absolut herausragende und einzigartige Stücke in seiner Sammlung, und das macht das Haus zur internationalen Anlaufstelle. Dieser Bereich wird natürlich weiterhin eine wesentliche Stellung einnehmen.

In Ihrer vorherigen Position als Leiterin der Vienna Design Week haben Sie einen sehr weiten Designbegriff gepflegt, Stichwort „Social Design“, sowie dem Festival eine starke internationale Ausrichtung gegeben - wie viel davon werden Sie ins MAK mitnehmen?

Der weit ausgelegte Designbegriff entspricht einer heutigen Sichtweise auf den Bereich der angewandten Kunst und des Design. Social Design ist eine der wesentlichsten Entwicklungen in diesem Feld in den vergangenen Jahrzehnten. Natürlich wird das auch im MAK Thema sein. Aber es ist nicht mein Bestreben, das zehntägige Festival von nun an ganzjährig im Museum stattfinden zu lassen. Das MAK hat eine großartige Sammlung, andere Aufgaben und Zielsetzungen. Internationaler Austausch ist wichtig, ob für ein Festival oder das MAK. Also international: ja, unbedingt, aber anders. Ich freue mich auch besonders auf wissenschaftliche Kooperationen mit Institutionen im Ausland.

Wo wollen Sie die Akzente Ihrer Direktion setzen - was wird prägend für die Ära Hollein?

Wofür das MAK steht, das möchte ich mit dem Team des MAK herausarbeiten und damit ein breites, diverses Publikum ansprechen und gewinnen, leidenschaftlich involvieren.
Das Haus soll so offen wie möglich auf sein Publikum zugehen, das ist mir ein wesentliches Anliegen.

 

 

Lilli Hollein
Ist Kulturmanagerin und Kuratorin. Sie ist Mitbegründerin des Festivals Vienna Design Week, das sie 15 Jahre lang leitete. Ab September 2021 übernimmt Lilli Hollein die Generaldirektion des Museums für angewandte Kunst Wien.

 

mak.at

 

 

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copyright: rois&stubenrauch | für Cercle Diplomatique 3/2021

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